Wenn ich ein Maler wäre.....

von Klaus-Peter Lokai

Wenn ich ein Maler wäre: würde ich leuchtende, lebensfrohe Farben auf die Leinwand bringen. Bilder sind Eindrücke, Augenblicke, Begegnungen, die sich im Inneren des Menschen eingraben. Sie begleiten uns und werden gelegentlich wieder abgerufen.

Da ist der Sonnenaufgang in einer malerischen Bucht. Das Wasser noch glatt wie eine Folie. Die Sonne erhebt sich langsam am Horizont und die Strahlen werden kräftiger. Das Leben erwacht um uns herum.

Das Gesicht einer jungen Frau im hektischen Treiben einer vollen Fußgängerzone. Das anziehende Lächeln und die strahlenden Augen in ihrem Gesicht. Voll Zuversicht und Neugier geht sie dem jungen Tag entgegen.

Der athletische Jogger auf der Uferpromenade. Leichtfüßig ist sein Lauf. Entspannt ist sein Gesicht und gleichmäßig seine Atemzüge. Kein Kampf, locker und in sich ruhend läuft er seine tägliche Strecke.

Hohe Bäume schützen eine Gruppe älterer Herren vor der brennenden Sonne beim Boule-Spiel. Fröhliche und heitere Gesichter bestimmen das sportliche Spiel der schon betagten Herren. An- feuerungsrufe, kein Kampfgeschrei ist zu hören.

Auf einer Bank nebenan sitzt eine hochschwangere Frau und schaut dem Spiel ihres Sohnes im Sandkasten zu. Der kleine Mann schiebt seine Spielautos auf den vorgezeichneten Straßen. Die Blicke beider suchen sich öfters und verraten Geborgenheit und Glück.

Breite, gelbe Streifen der Rapsfelder laufen in das makellose Blau des Horizonts und belenden den Betrachter. Das Gelb wird nur durch schmale, grüne Ränder und Wege unterbrochen. In einer Seitengasse sitzen zwei ältere Frauen auf einer knorrigen Holzbank. An die Hauswand gelehnt blinzeln sie in die späte Nachmittagssonne. Bereit zu einem Schwätzchen mit den Vorrübergehenden. Sie strahlen Gelassenheit und Weisheit aus. Zu ihren Füßen hat sich eine schwarz-weiße Katze eingerollt.

Ein fast leerer Strand am späten Nachmittag im Hochsommer. Der warme Sand wärmt die nackten Füße. Das Wasser macht nur wenige Bewegungen. Die Sonne verliert an Kraft und verschwindet langsam hinter den Erhebungen am Horizont. Letzte Strahlen lassen das Rot des Weines im Glas noch einmal funkeln. Es wird still und die innere Ruhe ergreift die Seele.

Haben wir noch einen Blick und noch die Zeit zum Betrachten dieser Bilder? Können wir noch dieses helle, frohe, freundliche Licht in uns speichern? Dieses Farbenspiel eines Bildes ist Nahrung für unsere Seele. Diese Nahrung brauchen wir, damit wir nicht verkrampft und verbissen durch das Leben gehen. Wir dürfen unser Leben voller Lebendigkeit leben. Unser Herz soll sich öffnen in der Natur, beim Hören schöner Musik, beim Betrachten von Kunstwerken oder bei der Hingabe in einem persönlichem Gespräch. So spüren wir dann auch eine Gotteserfahrung in unserem Herzen, die uns tragen kann und uns von Ängsten befreien kann. Daraus können wir Ruhe und Gelassenheit schöpfen. Wann immer wir dieses Licht in unserem Herzen pflegen, werden wir dem Leben gegen- über positiv eingestellte, optimistische Menschen bleiben, eine wichtige Voraussetzung auch für unsere leibliche Gesundheit. Bittere Gefühle und Enttäuschungen dürfen sich nicht im Herzen festfressen, sondern sollen sich im Licht des Glaubens lösen. Solches Licht in uns macht uns zu angenehmen Zeitgenossen. Man lässt sich von der hoffnungsfrohen Einstellung dieser Menschen anstecken und mittragen. Gerade in diesen Tagen der besonderen Belastung und Einschränkungen brauchen wir positive Menschen , die aus der inneren Kraft bewusst mit und für andere diese Last tragen.

Mein Malkoffer steht bereit, vielleicht beginn ich mal vorsichtig.

P.S. Farbreste und dunkle Töne werde ich nur für die Pessimisten und Verschwörungstheoretiker (leider auch Kirchenvertreter wie Kardinäle und Bischöfe) verwenden.