Brief an die Gemeinde

von James Moleño

02.04.2020

Liebe Schwestern und liebe Brüder,

wie wir alle gemerkt haben, das neuartige Coronavirus verändert unser Leben und unseren Alltag. Die Orte, an denen wir uns gerne aufgehalten haben, um Menschen zu begegnen, sind leider alle gesperrt. Schulen, Universitäten, Freizeit- und Kulturveranstaltungen wurden alle abgesagt. Persönliche und sehr intensiv geplante Termine, wie der Geburtstag oder der Urlaub im Ausland, müssen leider nach hinten, auf ein unbestimmtes Datum verschoben werden. Uns, Christen, ist es wichtig, vor allem an Sonntagen, den Ort aufzusuchen, wo wir Gott so besonders nah begegnen können - die Heilige Messe. Leider findet auch diese im Moment gar nicht statt.

Sicherlich haben Sie viele Frage im Kopf.  Was geschieht nun? Warum passiert das ausgerechnet jetzt? Sicherlich lösen diese Ereignisse auch viele Emotionen in Ihnen aus.  Furcht, Angst, Zweifel, Einsamkeit, Traurigkeit usw. Selber empfinde auch ich diese Emotionen. Vor ein paar Tagen habe ich ein Video aus Italien gesehen. Die Zeitung bestand aus mehreren Seiten mit Todesanzeige. Ich fragte mich nur noch: Wo war Gott? Was tut er jetzt im Moment? Diese Fragen begleiteten mich schon seit ein paar Tagen und tun es immer noch. Natürlich, kann man auf solche Fragen keine direkte Antwort geben. Es ist unwahrscheinlich, dass Gott mit voller und lauter Stimme mich anschreit und diese Fragen beantwortet. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass Gott irgendwann, irgendwie antwortet.

Ich habe den Rosenkranz gebetet und bei jedem Geheimnis habe ich all meine Sorgen Gott dargebracht. Während des Gebets sind verschiedene Bibelstellen plötzlich in meine Gedanken gekommen. Zuerst die Stelle im ersten Brief an die Korinther 13,1-13. Wenn ich es zugeben darf, ist diese Stelle meine Lieblingstelle in der Bibel, denn es geht um die Liebe. Diese Stelle sagt, dass Liebe das Größte ist. Zunächst habe ich mich an ein Lied erinnert, es heißt: ,,On Eagle’s Wings“- inspiriert aus dem Psalm 91. Hier geht es um die Geborgenheit an Gottes Seite. Auch Psalm 121,3 kam mir in den Kopf. Was sagen mir diese Bibelstellen? Wie kann ich diese Stellen mit der jetzigen Situation vereinbaren? Die zwei Stellen aus dem Buch der Psalmen berichten uns über das Vertrauen auf Gott. Zurzeit, weiß ich, dass wir dieses Vertrauen in Frage stellen.  Wir haben Angst. Ich selber habe auch Angst, um mich aber auch um meine Familie, Freunde und Bekannte.  Diese Angst bleibt, glaube ich auch erstmal bestehen. Zurzeit können wir uns nur eingeschränkthttps://www.katholische-kirche-uelzen.de/typo3/#_msocom_1 gegenseitig persönlich trösten, wir sind gezwungen, soziale Kontakte zu vermeiden.  Doch jemand kann uns trösten und Schutz geben- und das ist Gott.

1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen. 2 Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue. 3 Denn er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus der Pest des Verderbens. 4 Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue. 5 Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt, 6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag. 7 Fallen auch tausend an deiner Seite, dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es dich nicht treffen. 8 Mit deinen Augen wirst du es schauen, wirst sehen, wie den Frevlern vergolten wird. 9 Ja, du, HERR, bist meine Zuflucht. Den Höchsten hast du zu deinem Schutz gemacht. 10 Dir begegnet kein Unheil, deinem Zelt naht keine Plage. 11 Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. 12 Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; 13 du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf junge Löwen und Drachen. 14 Weil er an mir hängt, will ich ihn retten. Ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen. 15 Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort. In der Bedrängnis bin ich bei ihm, ich reiße ihn heraus und bring ihn zu Ehren. 16 Ich sättige ihn mit langem Leben, mein Heil lass ich ihn schauen.

 

Wenn wir auf Gott vertrauen, dann geschieht uns nichts. Er wird uns nicht alleine lassen, er wird uns nicht fallen lassen. Wir sind nicht einsam und wir werden auch nie einsam sein. Er wird uns schützen, er wird uns Antwort auf unsere Frage geben. Gott bewacht uns im Himmelwie auf der Erde und hört unsere Sorgen.

Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht.

                                                                        Psalm 121,3

 

Meine Schwestern und Brüder, Gott sagt uns zum einen, dass wir ihn mit ganzem Herzen lieben sollen. Zum anderen hat er uns geboten, unseren Nächsten zu lieben, wie wir uns selbst lieben. Er hat uns das Gebot der Nächstenliebe gegeben. Doch was ist Liebe? Die Definition erfahren wir sehr gut im 1Kor 13:

4 Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf.5 Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach.6 Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit.7 Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand.[…] 13 Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Die Liebe, die uns Gott geboten hat, gilt besonders für diese Zeit.  Diese Liebe für einander muss in dieser Zeit nicht verloren gehen, denn die Liebe für uns selbst als auch für unseren Nächten verwirklicht Gottes Versprechen, uns zu schützen. Aus meinem Herkunftsland gibt es ein Spruch. Es heißt übersetzt, dass Gott uns die Gnade und Barmherzigkeit gibt, jedoch liegt es an uns Menschen, ob wir dies erkennen können.

Deshalb bitte ich Euch: „Lasst uns doch gemeinsam im Gebet sein, lasst uns für einander geistig da sein, lasst uns auf den Sonnenschein nach diesem Sturm freuen und nicht andersherum. Schützen wir uns selbst vor dem Virus, sodass wir auch unseren Nächsten vor dem Virus schützen können.  Waschen Sie Ihre Hände, beten Sie zu Gott, dass er uns schützt und dass diese Pandemie erlöscht und vor allem lieben Sie sich selbst und Ihren Nächsten. Ich bin davon fest überzeugt, dass unser Glauben am Ende siegt.

Mit freundlichen Grüßen,
James Moleño