Leben Sie den Tag mit einem dankbaren Herzen
von Gemeindereferentin Wika Posniak
Dass Dankbarkeit eine Lebenskunst ist, wussten schon Dichter und Denker zu allen Zeiten.
Dankbarkeit schenkt den Blick für das Wertvolle im Leben, sagt Anselm Grün. Wer dankbar auf das Gute schaut, wird gelassen und kann ti efe Freude empfi nden. Dankbarkeit verwandelt unser Leben. Sie übersieht das Schlechte nicht. Sie ist aber nicht darauf fi xiert, sie sieht in dieser oft genug unvollkommenen Welt doch das Gute, dass uns täglich begegnet.
Dank und Dankbarkeit ist auch ein großes Thema in der Bibel und ein wesentlicher Teil des biblischen Glaubenslebens.
Sie erinnert uns regelmäßig, den Dank nicht zu vergessen und ist der Ausdruck für eine heilvolle Beziehung mit Gott und den Menschen.
Das wissen wir schon aus dem Alten Testament.
Unter den Erzählungen finden sich beispielsweise folgende Belege für Danksagungen: Lea dankt für Geburt ihres Sohnes, Mose sti mmt nach der Rett ung durch Gott am Schilfmeer ein Lied als Ausdruck des Dankes für die Rett ung durch Gott an. Noah dankt für die Bewahrung durch die Sintf lut hindurch mit einem Opfer. Das Alte Testament hat abgesehen von seinen späteren Schrift en, kein eigenes Wort für „danken“ gebildet. Das heißt nicht, dass der alttestamentliche Mensch die Dankbarkeit nicht kannte oder nicht betäti gte. Er benutzte dafür aber Worte wie „loben“, „lobsingen“ und „preisen“. Einen Schwerpunkt im Blick auf Dank gegenüber Gott sind die Psalmen. „Dankt dem Herrn; denn er ist gut, denn seine Huld währt ewig“ lesen wir in dem Psalm 106,1.
Im Neuen Testament hat vor allem Paulus die Dankpflicht sehr betont.
Er öffnete fast alle seine Briefe mit einem Dankgebet und off enbart dadurch seine dankerfüllte Seele: „Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört“ 1 Thes 5,18. Er ruft die Christen zum Danken auf, in dem er schreibt: „Betet ohne Unterlass! Sagt Dank bei allem. Denn das ist in Christus Jesus Gott es Wille für euch.“ 1 Thess 5, 17-18.
Aus dem Lukasevangelium kennen wir das Beispiel des Samariters, der im Gegensatz zu den neun anderen Geheilten, zu Jesus zurückkehrt und sich dankbar zu Füßen wirft als Zeichen des Dankes an Gott (Lk 17, 15-18).
Die Dankbarkeit hat etwas Heilsames und Stärkendes.
Deshalb sind Zufriedenheit, Gelassenheit und Freude die besten Begleiter der Dankbarkeit. Wenn uns das Danken schwerfällt, weil Umstände oder schlechte Lebenserfahrungen uns niederdrücken, dann ist es eine große Hilfe, wenn wir versuchen, die Dinge herauszufinden, für die wir trotzdem dankbar sein können.
Wir müssen uns dann die Zeit nehmen, innehalten und einen Schritt zurücktreten, mal aus der Alltagsfalle herauskommen und einfach nachdenken, wofür wir dankbar sind, damit wir wieder den ganzen Zusammenhang, das große Bild sehen können.
Die bewusste Übung verhilft uns, die Dinge in die richtige Perspekti ve zu rücken und unser Leben und diese Welt mit den Augen Gott es sehen. Das gibt uns eine Gelegenheit, den Blick für das zu bekommen, was wirklich zählt. Und dann freuen wir uns über die vielen Dinge, die uns zwar selbstverständlich vorkommen, es aber nicht sind: vielleicht die liebe Familie, die mich umgibt, die schöne Wohnung, die mir ein Zuhause bietet, die freien Tage gestern, unser Land, in dem wir seit so vielen Jahren schon in Frieden leben dürfen. Wir können dankbar sein, dass wir jeden Tag gesund aufstehen dürfen, dass wir atmen, dass wir ganz selbst sind, dass wir Menschen begegnen, die uns achten. Es gibt so vieles, wofür wir Grund haben, dankbar zu sein.
Dankbarkeit hat auch mit dem kleinen Wort mit einer großen Wirkung (Danke!) zu tun.
Das kann ein Lächeln sein oder ein zupackender Einsatz für meinen Nächsten ohne Worte. Menschen mit dankbarer Seele sind sympathisch, lebensfroh und gern gesehene Zeitgenossen. Denn die eigene Dankbarkeit löst etwas aus. Ein Wort des Dankes oder eine dankbare Geste lösen bei meinem Gegenüber etwas aus, aber auch bei mir selbst. Mein eigenes Glück wird größer. Die Welt wird besser und die Anzahl der Dankbaren wächst.
Der Tipp aus der Bibel lautet: „Seid dankbar.“ (Kolosser 3,15)
Der Verfasser ermuti gt uns zu einer dankbaren Haltung. Er weiß, dass Gott uns allen Grund gibt, dankbar zu sein.
Wenn wir uns mit „dankbaren“ Augen betrachten, entdecken wir, dass wir einmalig sind, so wie wir sind. Dass wir wertvoll sind und vor Gott einen unendlichen Wert haben. Dann spüren wir, dass unser Selbstwert nicht von der erfahrenen oder nicht erfahrenen Wertschätzung durch andere Menschen, dem Erfolg oder Misserfolg unserer Arbeit oder unsere Leistungen abhängig ist.
Gott nimmt uns bedingungslos an. Darin besteht unser unendlicher Wert. Er schenkt uns seine Gnade. Diese erfahrene Gnade Gott es befreit zum Dank gegenüber Gott und zu einem Dienst am Nächsten in dieser Welt. So lesen wir am Eingang des ersten Korintherbriefes: „Ich danke Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gott es, die euch in Jesus Christus geschenkt wurde.“ 1 Kor 1,4
Weil Dankbarkeit etwas mit erfahrener Gnade zu tun hat, könnte man sagen: „Das Reifwerden eines Christen ist im Grunde ein Dankbarwerden“.
Die Bibel ermuti gt uns, dass wir Gott , als dem Geber aller guten Gaben, danken. In den Psalmen heißt es: „Lobe den Herrn, meine Seele und vergisst nich', was Gott dir Gutes getan hat.“ (Ps 103,2)
Überlegen Sie einmal bewusst: Wo haben Sie denn gerade jetzt, hier und heute Grund zur Dankbarkeit? Probieren Sie es doch aus und schreiben Sie alles auf, wofür Sie dankbar sind!
Beginnen Sie den Tag mit einem dankbaren Herzen…
Ihre Wika Posniak